Die komischste Winterpause aller Zeiten neigt sich dem Ende zu, bald ist endlich wieder Bundesliga! Wir freuen uns darauf. Auch, weil dann wieder diese diebischen und (bislang) geheimen Freuden bedient werden. Unsere Bundesliga-Guilty-Pleasures. Hier findet ihr alle Texte der Serie.
Tor für Hoffenheim! Mein Herz schlug schneller, ich schaltete den Fernseher lauter, hoffte, dass der Kommentator nicht dazwischen quasselte und spitzte die Ohren, um der Torhymne der TSG zu lauschen. Ja, genau, dieses „Was wollen wir trinken?“-Ding. Die Melodie wirkte auf mich unglaublich euphorisch und ich wollte, nein, musste sie einfach immer wieder hören.
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Hilflos verirrt
Doch von Anfang an: Es muss etwa 2009 gewesen sein und ich war gerade dabei, mich in den Fußball zu verlieben. An perfekten Samstagen verfolgte ich nachmittags erst die Bundesligakonferenz im Radio und abends dann die Sportschau. Dabei entdeckte ich viele Seiten des schönsten Spiels der Welt, von denen ich ohne Bedenken in der 11FREUNDE-Redaktion erzählen könnte und vermutlich viel Zuspruch ernten würde: Spieler mit faszinierenden Namen wie Jakub Blaszczykowski, fünf Tore von Werder Bremen in München oder Hans-Jörg Butt am Elfmeterpunkt. Aber da ist eben auch diese Schwäche für die Tormusik der TSG Hoffenheim, von der ich bislang aus gutem Grund kaum jemandem erzählt hatte.
Als ich mich in diesen, naja, Song verliebt hatte, war mein erstes Mal in der Fankurve noch weit entfernt und die Begeisterung für echte Fußballatmosphäre ebenso. Ich erlag doch tatsächlich dem Irrglauben, gute Stimmung sei dann, wenn in Sinsheim nach einem Treffer der Heimmannschaft eine Akustik-Version von „Was wollen wir trinken?“ aus den Lautsprechern der Arena erklingt.
Ein romantischer Außenseiter?
In Hoffenheims Premierensaison in der Bundesliga verzauberten Sejad Salihovic, Vedad Ibisevic und co. vor allem in der Hinrunde die gesamte Liga mit ihrem Fußball. Auch das hat wohl zu meiner Vorliebe für die Torhymne des Vereins beigetragen, denn mit meinem begrenzten Fußballhorizont war die Geschichte der Kraichgauer für mich einfach eine romantische Underdog-Story.
Dieser Dorfklub, der sich aufschwingt, um die Bundesliga aufzumischen und den Bayern ein Bein zu stellen. Carlos Eduardo zauberte im Mittelfeld, der junge Andreas Beck mauserte sich zum Nationalspieler und Demba Ba war einfach noch so ein genialer Name. Irgendwie war das alles neu und aufregend – und dazu klang es eben noch so gut, also, zumindest in meinen Ohren.

Das Gefühl ist geblieben
Es gab damals auch keine kritische Stimme in mir, die mich darauf hinwies, dass der Fußball, den ich eigentlich liebte, nicht unbedingt mit der Bundesligazugehörigkeit der TSG Hoffenheim Hand in Hand geht. Und dass Vereine wie Hoffenheim und später auch RB Leipzig langfristig dafür sorgen könnten, dass in meiner Heimat Bremen nur noch Zweitligafußball gespielt wird. Ich war jung und naiv, wusste es noch nicht besser. Hatte noch nicht genug erlebt, um zu erkennen, dass der Fußball schönere Dinge zu bieten hat als die Tormusik in der Rhein-Neckar-Arena.
Mittlerweile ist der Wandel vollzogen: „Was wollen wir trinken?“ in Sinsheim ist definitiv nicht mehr mein liebster Fußballmoment. Die Torhymne wurde verdrängt von all den anderen (wirklich) schönen und berührenden Facetten, die dieser Sport zu bieten hat. Und dennoch ist da immer noch diese Freude, vielleicht auch nur eine Erinnerung an das Gefühl von einst, wenn ich die ersten Töne des Liedes höre. Ein kleiner Zauber dieser kuriosen Entdeckung in der Frühphase meines Fan-Daseins ist geblieben. Ein Teil von mir freut sich also auch deshalb auf den Re-Start der Bundesliga, weil ich dann vielleicht mal wieder die Tor-Hymne der TSG Hoffenheim hören kann. Und dabei inständig hoffe, dass der Kommentator nicht über die Musik quatscht.
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