Er hat schonungslos die Probleme angesprochen" 11FREUNDE

Tim Eckhardt, Sie haben Timo Schultz durch seine Debtsaison als Cheftrainer des FC St. Pauli begleitet. Das erste Gesprch haben Sie in der Vorbereitung mit ihm gefhrt, einige Monate spter stand das Team auf dem vorletzten Tabellenplatz und Schultz kurz vor dem Aus. Haben Sie sich so eine dramatische Entwicklung fr ihr Podcastprojekt insgeheim sogar

Tim Eck­hardt, Sie haben Timo Schultz durch seine Debüt­saison als Chef­trainer des FC St. Pauli begleitet. Das erste Gespräch haben Sie in der Vor­be­rei­tung mit ihm geführt, einige Monate später stand das Team auf dem vor­letzten Tabel­len­platz und Schultz kurz vor dem Aus. Haben Sie sich so eine dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung für ihr Pod­cast­pro­jekt ins­ge­heim sogar gewünscht?
Auf keinen Fall. Wir hatten in dieser Phase der Saison wirk­lich große Sorge, dass Timo Schultz ent­lassen wird. Auch wenn ihm von Ver­eins­seite klar der Rücken gestärkt wurde, kennt man ja das Geschäft. Das Team war schließ­lich seit elf Spielen sieglos, da hätten viele Trainer bei anderen Clubs ihren Job schon lange ver­loren. Wir hätten nicht gewusst, wie es bei einer Ent­las­sung mit dem Pod­cast wei­ter­ge­gangen wäre und ob wir Being Timo Schultz“ nach der Saison über­haupt hätten ver­öf­fent­li­chen dürfen. Klei­nere Rück­schläge haben wir uns für das Pro­jekt vor der Saison natür­lich ein biss­chen gewünscht, um zu sehen, wie ein Trainer sich in sol­chen Situa­tionen ver­hält. Aber so ein krasses Tief wie in der Weih­nachts­zeit willst du auch als Anhänger des FC St. Pauli natür­lich nicht mit­nehmen.

Wie haben Sie Timo Schultz per­sön­lich in dieser schwie­rigen Sai­son­phase erlebt?
Ich habe ihn grund­sätz­lich als Men­schen ken­nen­ge­lernt, der mit Druck umgehen und das ganze Drum­herum sehr gut aus­blenden kann. In unseren Tele­fo­naten zu dieser Zeit hat er immer ver­sucht, die Situa­tion seiner Mann­schaft sach­lich und lösungs­ori­en­tiert auf­zu­ar­beiten. Aber die Phase um Weih­nachten war für alle sehr hart, für Timo natür­lich beson­ders. Seine Ruhe und seine klare Pro­blem­ana­lyse haben mich in dieser schwie­rigen Lage wirk­lich beein­druckt. Und sein ruhiger, sach­li­cher Ansatz wurde letzt­end­lich belohnt: In der Rück­runde konnte der FC St. Pauli eine rich­tige Serie hin­legen und die Abstiegs­zone schnell ver­lassen. Wie er per­sön­lich die Zeit um Weih­nachten wahr­ge­nommen hat, da haben wir erst drüber gespro­chen, als sich die Situa­tion im Früh­jahr schon wieder etwas ent­spannt hatte.

Gab es in dieser Phase auch mal Funk­stille zwi­schen Ihnen und Timo Schultz?
Im Pod­cast hat er über die ganze Spiel­zeit hinweg immer offen und ehr­lich mit mir geredet. Wir haben in jeder Phase der Saison tele­fo­niert, auch als der FC St. Pauli kurz vor Weih­nachten mit acht Punkten aus 12 Spielen auf dem vor­letzten Tabel­len­platz stand. Timo Schultz wurde zu diesem Zeit­punkt bereits von den Medien ange­zählt, vor der Partie in Würz­burg fielen bereits Begriffe wie Abstiegs­end­spiel“. Die Pro­bleme seiner Mann­schaft hat er bei uns im Pod­cast in dieser Sai­son­phase in einem unserer Tele­fo­nate ziem­lich scho­nungslos ange­spro­chen. Beson­ders mit der Ein­stel­lung der Mann­schaft war er damals nicht zufrieden. Im Gespräch hat er mir dann ziem­lich klar gesagt, dass es in der Mann­schaft zu viele Wohl­fühl­typen“ gebe und dem Kader Spieler fehlen würden, die auch in schwie­rigen Situa­tionen mit einer Scheiß-Egal-Hal­tung“ vor­an­gehen. Das war dann auch das ein­zige Mal in der ganzen Saison, dass er sich ein Gespräch im Nach­hinein noch einmal anhören wollte. Wie sich später gezeigt hat, war seine Ana­lyse war zu dem Zeit­punkt unglaub­lich tref­fend, des­wegen haben wir uns darauf geei­nigt, das Tele­fonat im Pod­cast zu lassen.

Mill­ernTon

Der Mill­ernTon“ ver­öf­fent­licht ver­schie­dene For­mate, in denen rund um den FC St. Pauli gebloggt und gepod­castet wird. An dem Pro­jekt Being Timo Schultz“ haben neben Tim Eck­hardt die beiden MillernTon“-Mitwirkenden Maik und Debbie gear­beitet, das Intro des Pod­casts wurde von Thees Uhl­mann ein­ge­spielt. Hier könnt ihr den Pod­cast hören.

Wenn Pro­fi­ver­eine externen Medien über eine kom­plette Saison Ein­blicke in ihre Arbeit gewähren, dann in der Regel großen Pro­duk­ti­ons­firmen mit hohem Budget. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass sowas auch mit ihrem Pod­cast funk­tio­nieren könnte?
Das war tat­säch­lich eine Schnaps­idee. Im letzten Sommer hatte ich bei ein paar Bieren den Ein­fall, wie geil es eigent­lich wäre, mit unserem Pod­cast Mill­ernTon“ eine Art 24/7 Doku über jemanden beim FC St. Pauli zu machen. Weil Timo Schultz als ehe­ma­liger Spieler, U17- und U19-Trainer natür­lich totalen Stall­ge­ruch hat und ein­fach ein total authen­ti­scher Typ ist, dachte ich mir direkt: Könnte das mit dem viel­leicht sogar klappen?

… und dann hat es tat­säch­lich geklappt.
Ich kannte ihn vorher schon per­sön­lich, des­wegen konnte ich mir schon vor­stellen, dass das was werden könnte. Neben unserem Pod­cast betreiben wir auch einen Blog, für den ich Tak­ti­k­ana­lysen von Spielen des FC St. Pauli schreibe. Als Timo Schultz im Früh­ling 2019 noch Trainer der U19-Mann­schaft war, hatte er mich ange­schrieben und wollte mit mir über Fuß­ball und den FC St. Pauli spre­chen.

Er hat Sie ange­schrieben?
Tat­säch­lich, ja. Für mich als Blogger war das natür­lich total groß­artig. Wir haben uns getroffen und aus­ge­tauscht, ein paar Monate später durfte ich dann für seine Mann­schaft die U19 von Werder Bremen ana­ly­sieren. Das Spiel ging dann zwar 0:5 ver­loren (lacht), aber Timo sagte, die Ana­lyse von mir sei gut gewesen. Somit war ein erster Kon­takt da und ich hatte ein biss­chen Hoff­nung, dass er unserem Pro­jekt zustimmen würde.

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